Hunde kommunizieren auch so!

Diesen Satz hört man meist von Leuten, die ihre Hunde hauptsächlich über körperliche Korrektur konditionieren und das meist mit zusätzlichen Reizen wie "kscht", "ssst", "scht" verbinden. Gerne verwendete Techniken der körperlichen, "hündischen" Korrek-turen sind z. Bsp. der Alphawurf, Anrempeln, Anstupsen, in die Lefzen kneifen oder das Bedrängen des Hundes.


Was passiert wenn Sie diese Art der Kommunikation nutzen?

Das Verhalten das der Hund zeigt, wird mit dieser Methode gehemmt. Das heißt, der Hund wird unerwünschtes, so korrigiertes Verhalten nicht mehr zeigen. Warum das so ist, erkläre ich Ihnen hier.

 

Bei dieser Erziehungsmethode bedient man sich  der emotionalen Furchtkonditionierung, die über den Mandelkernkomplex (ugs: "Angstzentrum des Gehirns") etabliert wird. Man baut eine Verhaltenshemmung über Schreckreize auf.

Die Konditionierung mit Schreck und Strafreizen nutzt einen besonderen Lernmechanismus im Gehirn, der eine zum Überleben wichtige Funktion ausübt. Hierbei ist der Mandelkernkomplex (Amygdala) als Teil des limbischen Systems von Bedeutung. Er spielt eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung und Wiedererkennung von Situationen sowie der Analyse möglicher Gefahren.

 

Der Mandelkernkomplex bringt sofort körperliche Abläufe in Gang, die die körperliche Unversehrtheit gewährleisten sollen. Zum Beispiel höhere Atemfrequenz, höherer Puls, bessere Durchblutung der Muskulatur. Diese reflexartigen Verhaltensweisen werden als AVERSIONSVERHALTEN beschrieben und umfassen eine nur bedingt bewusst beeinflussbare Reaktion, die ein Meiden bis hin zur Flucht beinhalten.

 

Dabei ist unwichtig, wie stark der korrigierende Reiz angewandt wird. Zur Verhaltenshemmung reicht es aus, diesen Prozess im Gehirn leicht anzukurbeln.

 

Ein Verhalten das gezeigt wird, hat jedoch immer eine Ursache. Das heißt, ein Außenreiz, löst das Verhalten aus. Wenn man nun unerwünschtes Verhalten mit dieser Methode korrigiert, wird die Ursache für gezeigtes, unerwünschtes Verhalten, völlig außer Acht gelassen. Warum reagiert der Hund in dieser Art und Weise? Wenn man nur das Verhalten hemmt, ändert sich beim Hund an der Emotion gegenüber der Ursache nichts. Der Hund muss andere Bewältigungsstrategien für sich finden um mit dem Reiz umzugehen.

Unerwünscht gezeigtes Verhalten

Mögliche Gefühle/ Emotionen die das Verhalten antreiben könnten

Verhalten korrigieren

durch Schreck und Strafreize

Verhalten verändern durch Ursachenbewältigung und Emotionsänderung

gegenüber dem Auslöser

Anbellen fremder Leute Furcht, Frust, Aggression, Ärger, Wut...

 

Keine Emotionsänderung gegen-

über dem auslösenden Reiz

 

Das Ausdrücken der Emotion

wird gehemmt

 

Andere Bewältigungsstrategien

werden gesucht und ausprobiert

 

Das unangenehme Gefühl gegenüber dem Auslöser

ändert sich in ein neutrales

bis positives Gefühl.
Daher muss der Hund nicht

mehr unerwünscht (über)reagieren

Winseln beim Gassigang

Stress, Frust, Vor-

freude, Ungeduld...

Bellen, Jaulen, Unruhe beim Alleinebleiben Angst, Panik, Stress....

Bewältigungsstrategien

Der Hund sucht Strategien um eine bedeutsame und/ oder schwierig empfundenen Situationen bewältigen zu können.

 

Wenn man Verhalten wie oben beschrieben hemmt, ohne an die Ursache zu denken, muss der Hund andere Bewältigungsstrategien für sich finden. Verhalten dass den Menschen meist stört, sind extrovertierte Verhaltensweisen.  Der Hund  reduziert mit Bewältigungsstrategien Stress. Nimmt man ihm nun die Bewältigungsstrategie, muss er sich eine Alternative suchen. Diese können dramatische Auswüchse erreichen vor allem, wenn die Strategien zu introvertiert wechseln. Diese könnten von Selbstverletzung (bekannt ist z. Bsp. Pfotenschlecken bis sie bluten) bis hin zu neurologisch krankhaften Verhaltensweisen reichen.

 

Natürlich muss es nicht zwangsläufig dazu kommen. Manche Hunde finden auch Verhaltensstrategien, mit denen der Mensch gut zurecht kommt und dem Hund die Zeit gibt, die Emotionen zum auslösenden Reiz zu verändern. Nur sollte man sich bewusst sein, welches das Risiko man eingeht, wenn man stets Verhaltenshemmend auf den Hund einwirkt.

Was an der Aussage "Hunde kommunizieren auch so" falsch ist

  1. Wenn man das Fortpflanzungsverhalten und das Spielverhalten mal außen vorlässt, zeigen Hunde rüpelhaftes, leicht reizbares Verhalten in Konfliktsituationen.
  2. Selbst wenn Hunde dauernd so agieren würden, sind wir keine Hunde! Ich empfinde es sogar anmaßend, zu meinen man könne auch nur ansatzweise wie ein Hund agieren, oder Teile seines Verhaltensrepertoire so wiedergeben, wie es ein anderer Hund tun würde.
  3. Wird rüpelhaftes, aggressives Verhalten von Hunden gezeigt, die auf zu engem Raum leben und sich nicht wirklich mögen.

4. Stellen Sie sich mal vor, zwei Menschen die sich nicht leiden können, werden über mehrere Wochen/ Jahre in ein Zimmer gesperrt, ohne jegliche Ablenkung. Denken sie, die beiden werden nett und freundlich miteinander umgehen? Würden sie das Verhalten welches die beiden zeigen werden, als Reverenz für menschliches Verhalten nehmen?

5. Hunde die körperlich und geistig nicht ausgelastet sind und dadurch das Nervenkostüm angespannt ist verhalten sich rüpelhaft und leicht reizbar.
6. Hunde die zu wenig Ruhe haben und das Nervenkostüm angespannt ist sind leichter reizbar.

7. Wenn zu viele Hunde, auf zu engem Raum leben wird meist solch ein Verhalten gezeigt.
8. Rüpelhaftes, leicht reizbares Verhalten wird auch von unsicheren Hunden mit mangelnder Sozialisation gezeigt.
9. Hunde konditionieren andere Hunde nicht.

Wie kommunizieren Hunde untereinander?

Meiner Erfahrung nach, gehen Hunde, die sich kennen und mögen, sehr freundlich, respektvoll und nachsichtig miteinander um. Sie stellen nicht ständig strenge Vorschriften, die sie vor allem nicht durch Härte durchsetzen. Sie kontrollieren sich auch nicht ständig.

 

Sie kuscheln, es gibt so gut wie kaum Reibungspunkte, sie unterstützen sich und Regeln gibt es kaum. Die Regeln die es gibt werden mit einem einfachen Blick durchgesetzt. Die Hunde verstehen sich quasi blind. Sie sind nicht auf Stress aus, sondern möchten ein ruhiges Miteinander und das ist den Hunden auch bei einem Kennenlernen eines neuen Hundes wichtig, Ruhe.

Was zeichnet den Hund in der Kommunikation mit dem Menschen aus?

Hunde leben seit tausenden von Jahren mit dem Menschen zusammen. Sie haben sich mit dem Menschen weiter-/entwickelt und sich ihm angepasst. Hunde sind gute Beobachter und kommunizieren viel über Körpersprache, weswegen sie auch unsere Körpersprache lernen, und sie teilweise schon zu ihrem Verhaltensrepertoire gehört. Man muss sich nicht verstellen um mit Hunden kommunizieren zu können.

 

Was zum  Beispiel die Zeigegeste angeht, verstehen Hunde den Menschen besser als Wölfe. Selbst Menschenaffen sind kaum in der Lage der Zeigegeste zu folgen.

Hunde benutzen die sehr menschentypischen Gesten auch selbst. Hunde starren Menschen an oder zeigen ihnen mit der Nase an, was sie möchten. Bei Artgenossen benutzen sie diese Verhaltensweisen nur eingeschränkt bis gar nicht.