Definition Dominanz

Dominanz bezeichnet oder beschreibt kein bestimmtes Verhalten. Ein dominanter Hund muss einen anderen Hund weder körperlich berühren, verletzen oder mit ihnen kämpfen. Das subdominante Lebewesen, reagiert darauf unterwürfig (subdominant). Dominanz funktioniert nur, wenn sich der Gegenüber dominieren lässt, sonst kommt es zu einem Konflikt. Das Gegenteil von Dominanz ist Unterwürfigkeit.

Zu den Synonymen des Wortes Dominant zählen im wissenschaftlichen Sinne: "kontrollieren", "beeinflussen", "managen", und "aufmerksam auf andere achten".

Dominanz ist immer beziehungsspezifisch, zeit- und situationsabhängig. Das heißt, heute kann Hund A gegenüber Hund B dominant agieren, in einer anderen Situation kann es aber sein, das Hund B gegenüber Hund A dominant agiert.


Der Hund kann gegenüber dem Menschen dominantes und/oder unterwürfiges Verhalten zeigen, ebenso wie der Mensch dominantes oder unterwürfiges Verhalten dem Hund gegenüber zeigen kann.

Was ist die Dominanztheorie?

In der Dominanztheorie, ging man von einer statischen Hierarchie aus. Dominanzbeziehungen würden sich nicht verändern. Um eine ranghohe Position behalten zu können, musste das ranghöhere Tier stetig seine Stellung behaupten, durch z. Bsp. aggressives, kontrollierendes Verhalten. Es musste sich immer und überall durchsetzen.

Wie wirkt sich die Dominanztheorie auf die Mensch-Hund-Beziehung aus?

Die Dominanztheorie veranlasst den Hundehalter dazu, stetig Angst davor zu haben, dass der eigene Hund, eine ranghöhere Position dem Menschen gegenüber einnehmen möchte. Dass er die Weltherrschaft an sich reißen wollen könnte. Springt der Hund seinen Menschen an, war dies schon ein Zeichen von Dominanz. Dass musste natürlich gleich im Keim erstickt werden, der Hund durfte nicht das Gefühl bekommen, ein gleichwertiger Partner oder schlimmer noch, dem Menschen höhergestellt zu sein. Um dies zu verhindern, wurden unnütze, teils lächerliche, teils gefährliche Techniken angewandt:

  • als erstes durch die Türe gehen
  • absoluten Gehorsam verlangen
  • Alphawurf
  • der Hund durfte nicht den Kopf auf den Halter legen
  • der Hund darf einen nicht anspringen
  • Füttern, nachdem man selbst gegessen hat
  • den Hund niemals erhöhte Schlafplätze zugestehen (Bett, Couch)
  • niemals über den Hund steigen, oder an ihm vorbei gehen, der
    Hund muss aufstehen und Platz machen wenn der Mensch kommt
  • der Hund dufte nicht an der Leine ziehen, der Mensch läuft vorne und führt das "Rudel" an
  • Spiele immer beenden und beginnen, den Hund nie gewinnen lassen

Wie entstand die Dominanztheorie?

Die Dominanztheorie stammt aus gesammelten Beobachtungen an nicht verwandten Wölfen in Gefangenschaft in den 1970er Jahren. Da die Beobachtungen nicht an freilebenden Tieren gemacht wurden, entstand ein völlig falscher Eindruck, wie sich später herausstellte. Problem der alten Studien war:

  • die Wölfe lebten mit, von dem Menschen ausgesuchten, anderen Wölfen (keine verwandtschaftliche Beziehung)
  • sie hatten viel zu wenig Raum
  • sie konnten nicht abwandern

Dadurch entstehen Spannungen und Verhaltensweisen die so in der freien Wildbahn nicht stattfinden. Wölfe die in Freiheit leben, leben in Familienverbänden. Meist nur Elterntiere und die Welpen. Alle Eltern sind ihren Jungen gegenüber dominant, daher liefert „Alpha“ keine zusätzliche Information. Werden die Jungtiere geschlechtsreif, wandern die meisten der Wölfe ab und gründen eine eigene Familie. Wölfe können es sich nicht leisten, Energien mit dauernden Rangkämpfen innerhalb einer Gruppe zu verschwenden. Ziel ist immer ein harmonisches Miteinander.

Fehlinterpretationen der Dominanztheorie

  • Hunde sind grundsätzlich nicht motiviert, ihren Platz in der Rangordnung der Gruppe zu verändern.
  • Dominanz ist keine Eigenschaft, sie bezeichnet eine Beziehung mindestens zweier Individuen
  • Dominanz geht von unten nach oben. Das heißt, der Rangniedrigere ermöglicht dem Ranghöheren durch sein Verhalten den Zugang wichtiger Ressourcen. So können Konflikte ohne Aggression ausgetragen werden.
  • Die Dominanztheorie gründete sich auf Studien über das Verhalten von Wölfen. Hunde sind keine Wölfe. Insofern war es eh fraglich, inwieweit diese Studien  auf dem Hund übertragen werden konnten, ohne weitere Studien durchzuführen.

Dr. David Mech, Wolfsexperte und Verhaltenswissenschaftler der hauptsächlich für die ursprünglichen Studien und damit maßgeblich für die Entstehung der Dominanztheorie verantwortlich war, erklärt heutzutage selbst, dass die Unterschiede zwischen dem Verhalten von Wölfen in Gefangenschaft, die er für seine ersten Studien heran nahm,  und dem Verhalten von wildlebenden Wölfen so unterschiedlich seien, dass er die Ergebnisse seiner ursprünglichen Untersuchungen infrage stellt. Hier können Sie seine heutige Sichtweise zur Dominanztheorie bei WÖLFEN nachlesen.

Fazit

Ihr Hund möchte im Prinzip nur eines, ein harmonisches, ruhiges, sicheres Zusammenleben mit Ihnen und der Familie.

Erfreuen Sie sich an Ihrem Hund! Nehmen Sie seine Bedürfnisse als Familienmitglied ernst und haben Sie Spaß miteinander. Führen Sie ihren Hund mit Ruhe, Gelassenheit, Sicherheit und Motivation durchs Leben. Erkunden Sie gemeinsam das Leben.


Führen Sie ihn gewaltlos! Zeigen Sie ihrem Hund dass Sie in der Lage sind, gute Entscheidungen zu treffen und er wird ihnen folgen.

  • Essen Sie, wann sie Hunger haben, egal wann Sie den Hund füttern möchten
  • Wenn Sie ihren Hund gerne auf der Couch zum kuscheln haben, lassen Sie ihn auf die Couch
  • Wenn Sie Ihren Hund gerne im Bett haben, lassen Sie ihn ins Bett (einmal drin, gehen sie aber nicht mehr)
  • Wenn Ihr Hund Sie anspringt, und es stört Sie nicht, ist das in Ordnung (denken Sie aber bitte daran, dass nicht alle Menschen das möchten und erziehen Sie ihn entsprechend)
  • Verhalten Sie sich nicht, als wären sie Blind, ein Rüpel oder unhöflich und scheuchen Sie den Hund nicht ständig auf. Freuen Sie sich, wenn er in ihrer Nähe schlafen möchte.
  • Lassen Sie ihren Hund beim Spielen auch gewinnen. Würde Ihnen ein Spiel Spaß machen, wenn sie immer verlieren?
  • Wenn Ihr Hund ein Spiel beginnt, Sie Zeit und Lust haben, steigen sie darauf ein. Spielen fördert die Bindung.
  • Natürlich sollte der Hund erzogen sein und bestimmte Kommandos zuverlässig ausführen. Jedoch ist ein Hund ein Lebewesen und kein Ro-boter. Es geht die Welt nicht unter, wenn Ihr Hund ein Kommando einmal nicht sofort ausführt.
  • Wenn Ihr Hund seinen Kopf oder eine Pfote auf Ihnen liegen hat, brauchen sie keine Angst vor dominanten Verhalten haben.
  • Streichen Sie den Alphawurf aus Ihrem Repertoire.
  • Ob der Hund vor oder nach Ihnen durch die Türe geht, ist eine Sicherheitsfrage.
    Wenn die Sicherheit gewährleistet ist, ist es auch völlig ok, den Hund zuerst hinausgehen zu lassen.
  • Ebenso dürfen sie den Hund vor sich laufen lassen.

Wann zeigt ein Hund dominantes Verhalten?

Dominanz ist ja mittlerweile zum Unwort geworden, da es schlichtweg fehlinterpretiert wurde.

Natürlich gibt es dominantes und unterwürfiges Verhalten unter Hunden zu sehen. Es ist eine Kommunikationsform und dient der Aggressionsvermeidung.

 

Beispiele aus dem Leben meiner Hunde:

  • Kaute Hera auf einem Ochsenziemer, und Hades wollte mal schauen gehen, ob er ihn vielleicht haben darf, reichte ein Blick von ihr zu ihm und er ging. Was ist passiert? Hades wollte auch den Ochsenziemer. Hera hat ihm mit einem Blick zu verstehen gegeben, dass sie nicht teilen möchte. Hades hat es verstanden und ist wieder gegangen. Hera hat Hades in dieser Situation dominiert und Hades hat sich dominieren lassen. Hätte sich Hades nicht dominieren lassen, wäre bei meiner Hündin Aggression entstanden. Um einen Konflikt zu vermeiden, hat sich Hades von ihr dominieren lassen.
  • Hades ist auf der Couch, Hera will auch. Hades wirft ihr einen Blick zu und sie weiß, jetzt darf sie nicht auf die Couch. Sie geht.  Diesmal hat sich Hera von Hades dominieren lassen um einen Konflikt aus dem Wege zu gehen und Hades hatte die dominante Rolle.
  • Wenn sich Phönix einen Liegeplatz ausgesucht hat, auf dem Hera gerade lag, ging Hera. Phönix musste hierfür nur in ihre Richtung gehen.
  • Wenn Phönix gerade ein interessantes Mäuseloch gefunden hatte, und Hera kam, ging Phönix für gewöhnlich und überlies es Hera. Außer es war ihm super wichtig, dann buddelten sie gemeinsam.

Alle meine Hunde haben (hatten) Dinge die ihnen wichtig sind. Hier reicht z. B. ein Blick des dominierenden Hundes. Der andere Hund versteht das und gibt nach. Es geht also darum, das einer nachgeben muss um ein harmonisches Miteinander zu sichern. Gibt keiner der Hunde nach, lässt sich also keiner dominieren, entsteht Aggression.

Alle meine Hunde sind jeoch immer überaus großzügig dem anderen gegenüber gewesen. Gab es das tägliche Futter durfte Hades durchaus auch an Heras Napf und mitfressen. Und Hades ließ Hera auch meist auf die Couch. Wenn sie z. Bsp. Angst hat, hat er sie noch nie der Couch verwiesen. Auch Phönix würde sich unterordnen wenn Hera ihm klar macht, dass sie jetzt nicht aufstehen wird.

 

Anderes Verhalten wäre nicht dominant sondern unsouverän. Das sind dann meist Hunde, die sich selbst nicht im Griff haben und das ist alles andere als dominant. Ein dominanter Hund ist nicht konsequent, er kann auch mal fünfe grade sein lassen. Oftmals sind Frust, Unsicherheit, Angst, fehlende Impulskontrolle oder fehlendes Kommunikationsverständnis die Ursache für aggressives Verhalten.